Ein inszenierter Stadtspaziergang

 

EinFührung2006-085

 

Die EIN_FÜHRUNG führte vom Bahnhof Zoo, über die Joachimstaler Straße und den Kurfürstendamm zur Bundesallee. In Form einer inszenierten Stadtführung wurden die Teilnehmer in kleinen Gruppen nachts durch die illuminierten Straßen geleitet. Hostessen führten das Publikum von Station zu Station. Dort warteten Darsteller, die Rollen typischer Protagonisten dieses Bezirks übernommen hatten. Die Geschichten dieser Figuren wurden aus Gesprächen, die Franziska Seeberg und Janina Janke zuvor mit realen Personen geführt hatten, ausgewählt und zusammen gestellt. Die Interviews gaben Einblick in den Arbeitsalltag und die Persönlichkeit der Porträtierten – die Realität der Umgebung verband sich mit der Fiktionalität der Darstellung.

 

The EIN_FÜHRUNG led from Bahnhof Zoo, via Joachimstaler Straße and Kurfürstendamm to Bundesallee. In the form of a directed guided city tour, the participants were guided in small groups through the illuminated streets at night. Hostesses led the audience from station to station. There were cast members who had taken roles of typical protagonists of this district. The stories of these characters were selected from interviews that Franziska Seeberg and Janina Janke had previously conducted with real people from the area around the Bahnhof Zoo. The interviews gave an insight into the everyday work and the personality of the portrayed – the reality of the environment was combined with the fictionality of the presentation.

 

Regie: Franziska Seeberg und Janina Janke

Interviews und Texte: Janina Janke, Franziska Seeberg, Oliver Spatz

Dramaturgie: Oliver Spatz und Julia Schreiner

Kostüme: Philine Rinnert und Julie Rüter

Klanginstallation: stefanpaul

Video- und Raumkonzept: Janina Janke, Philine Rinnert, Julie Rüter

Technik: Ralf Arndt

 

Kassiererin Ullrich Supermarkt: Ulrike Bindert

Verkäuferin Beate Uhse: Kirsten Burger

Mitarbeiterin Balayi Magazasi: Annekathrin Bach

Doorman Swisshotel: Martin Heesch

Polizist Synangoge: Michael Stoerzer

Sängerin Musikhochschule: Ruth Rosenfeld

Hostesse #1: Soo Eun Lee

Hostesse #2: Kaye Hoy-yan Tai

Hostesse #3: Hyo-Jin Shin

Hostesse #4: Jeonghong Park

 

Eine Produktion der Oper Dynamo West

Mit freundlicher Unterstützung von: Ullrich Supermarkt, Beate Uhse, Balayi Magazasi, Swisshotel und Stempelmeister.

Gefördert vom Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf Berlin, Kulturamt.

 

 

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Die Inszenierung der Oper Dynamo West wolle versuchen, „mit dem zunehmenden Leerstand in der City West“ künstlerisch umzugehen, sagt Regisseurin Frnziska Seeberg (…) Von Nostalgie will Seeberg, geboren in Tokio, nichts wissen. Sie sieht das Anliegen der Kunstaktion darin, die Berliner für eine schleichende Entwicklung zu sensibilisieren: „Dass es imm er stiller wird in und um die City West.“ Dabei habe diese nach wie vor ihre Qualitäten. Nicht nur als Ort, an dem Berliner und Touristen einkaufen, sondern auch historisch, architektonisch, kulturell. „Und es wird geprägt durch die Menschen, die dort leben und arbeiten.“

(Berliner Zeitung, 20.7.2006)

 

„Leerstand in den Glanzpalästen. Harald Juhnke ist tot. Brigitte Mira auch. Big Eden gehört nicht mehr Rolf. Die Lasershow im Zoopalast wird abgeschafft. Das Schillertheater liegt brach.“ So beschreibt die von Studenten gegründete Oper Dynamo Wehrst den Zustand rund um den Zoopalast. Oper Dynamo West will aber den Leerstand füllen, es führt Besucher bei einer Aufführung durch das abendliche West Berlin. Franziska Seeberg und Janina Janke haben Menschen, die in der Gegend um den Zoo leben und arbeiten, befragt; die halbstündigen Interviews kondensierten sie zu knapp 10-minütigen Texten, die sie nun von Schauspielerinnen und Schauspielern präsentieren und spielen lassen. Uniformierte Hostessen führen mit flottem Schritt die Besucherinnen und Besucher dieser ungewöhnlichen Theateraufführung von Ort zu Ort. Margit Miosga hatte, wie gesagt, einen ganz wunderbaren Abend, beispielsweise mit einer Sängerin, einer Verkäuferin bei Beate Uhse und der Kassenleiterin in einem Supermarkt.

(RBB Kulturradio, 22.7.2006)

 

Der Berliner Westen ist tot. Hoch soll er leben! Wie es um den Patienten wirklich steht, weiß man nicht. (…) Und wie immer, wenn Politik und Bürger auch nicht mehr weiter wissen, muss nun die Kunst ran. Das war schon so bei der kulturellen Zwischennutzung des Palastes der Republik so. Wie dem Pallazo Prozzo ergeht es jetzt auch dem einstigen Schaufenster des Berliner Westens. Die frisch gegründete Gruppe Oper Dynamo West hat es ernst genommen mit der Vor-Ort-Begehung, hat allen Unkenrufen zum trotz das ganz normale Westberlin gefunden. Was sie damit in Zukunft anstellen, bleibt abzuwarten. Die erste eigene Komplettinszenierung ist schon in Planung. Wir werden ihn im Auge behalten, den bis dahin, zumindest kulturell hoffentlich wieder wilden Westen.

(Berliner Morgenpost, 22.7.2006)