Zentraler Omnibusbahnhof Berlin (ZOB), 2008

 

Cairo 10

 

CAIRO! SHANGHAI! BOMBAY! lud zur Fahrt an den Zentralen Omnibusbahnhof Berlin.
In den 60er Jahren war der ZOB unter dem Funkturm Vorbild für viele andere Busbahnhöfe. Mit seinen Anzeigetafeln und Durchsagen, mit Wartehalle und Imbiss ist er heute ein hochorganisierter Durchgangs- und Aufenthaltsort für Menschen, die billig reisen müssen. Ein Ort harter Realität, an dem mit jeder Reise traumhafte Sehnsüchte in die Ferne gehen und im Verborgenen an der Zukunft des Verkehrs gearbeitet wird.
OPER DYNAMO WEST erforschte den ZOB und nutzte ihn zum Nachdenken: Über Geld, das man hat oder nicht, über Reisen, die man gern machen würde, und über den Preis von Benzin. Die Zuschauer bewegten sich mit einem Mixtape frei auf dem Gelände und trafen auf selbsternannte Reise-Experten, Bankrotteure, auf Wissenschaftler und Frauen, die gerade von der Maniküre kamen.

 

CAIRO! SHANGHAI! BOMBAY! invited to drive to the central bus station Berlin. In the 60s, the ZOB under the radio tower was a role model for many other bus stations. With its scoreboards and announcements, with departure lounge and snack bar, it is now a highly organized transit and abode for people who need to travel cheaply. A place of hard reality, where longings go far away with each trip.

OPER DYNAMO WEST explored the ZOB and used it to think: about money you have or not and travels you would like to do. The audience moved freely with a mixtape on the site and met self-proclaimed travel experts, bankrupts, scientists and women who just came from the manicure.

 

Regie: Kirsten Burger, Janina Janke, Johannes Müller und Franziska Seeberg

Mixtape: Benjamin Krieg und stefanpaul

Ausstattung  Lee Soo-eun

Sound Wartehalle: Olaf Giesbrecht

Technik: Ralf Arndt

Fotos: Benjamin Krieg

 

Eine Produktion von OPER DYNAMO WEST und ehrliche arbeit.

Mit freundlicher Genehmigung durch DB Station&Service. Mit freundlicher Unterstützung der Internationalen Omnibusbahnhof Betreibergesellschaft, der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) und des Theaterhaus Mitte.

Gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds.

 

 

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Berlin – Selbst wenn man schon tausendmal durch einen Bahnhof gegangen ist, gibt es noch etliche unbekannte Ecken. Wie die ehemalige DB-Lounge im Bahnhof Zoo, die zwar längst der Vergangenheit angehört, aber jetzt Treffpunkt einer etwas anderen Busreise ist… Hier hat sich bereits ein bunt zusammen gewürfelter Haufen von Leuten eingefunden, die alle irgendwie verlegen schmunzeln. Schließlich weiß keiner, was einen wirklich erwartet. Geht es doch an einen exotischen Ort, den man sonst wohl nie aufgesucht hätte: Den Zentralen Omnibusbahnhof Berlin, kurz ZOB genannt. … Denn der ZOB ist der neueste Spielort der Oper Dynamo West. Das Musiktheater- Ensemble spielt an ungewöhnlichen Orten im Westteil der Stadt, wobei die Inszenierungen stets die Umgebung spiegeln. Kirsten Burger, Janina Janke, Johannes Müller und Franziska Seeberg haben einen so aufwendigen wie spannenden Abend auf dem Gelände inszeniert. Mit Kopfhörern und einem MP3- Player bewaffnet, kann man das Mysterium ZOB auf eigene Faust erkunden. … Schauspieler sitzen derweil auf Bänken, winken zum Willkommen oder zum Abschied. Wer weiß das hier schon so genau?… Oder man lauscht einem kuriosen Gespräch zwischen zwei Berlinern. Eine junge Frau im Trainingsanzug und mit Strass behangen setzt sich neben sie. Typisch osteuropäisch, denkt man sofort, verflucht sich leise für dieses Vorurteil. Doch dann singt sie plötzlich etwas Osteuropäisches und silbernes Konfetti rieselt
von der Decke herab. Ein bisschen Billig-Glamour für den nüchternen ZOB. Eine verrückte, aber auch sehr authentische Bahnhofs(theater)erfahrung.

Von Ulrike Borowczyk, Berliner Morgenpost, 20. September 2008

Ein Traum wird wahr: Sie steigen am Bahnhof Zoo in den Bus und fahren einfach so nach Cairo, nach Shanghai oder Bombay. Keine Bange, für diesen Trip müssen Sie nicht Tage im Bus verbringen, sondern sich lediglich auf eine Reise mit der Theatertruppe Oper Dynamo West begeben. Die fahren Sie zum Zentralen Omnibusbahnhof Berlin und lassen dort mit Soundkollagen und Theaterszenen die Realitäten und Träume der großen weiten Welt wahr werden…

Radio eins, 26. September 2008, 19:00 Uhr

Und wo die anderen ihre Spielzeit erst beginnen, ist sie bei der Oper Dynamo West schon wieder zu Ende. Dafür aber an einem ganz speziellen Ort: dem Zentralen Omnibus Bahnhof (ZOB) am Westberliner Funkturm. Dort, wo es so trist und zugig ist, dass man sich schon ganz automatisch nach fernen Ländern sehnt, hat Dynamo West ihr Projekt „CAIRO! SHANGHAI! BOMBAY!“ angesiedelt, in dem es um die Möglichkeiten des Fortkommens und die Träume vom Woanderssein geht.

taz Berlin, Esther Slevogt , 16. September 2008