Komische Oper in einem Akt von Gian Carlo Menotti
Theater Halberstadt, 2005
Das Zoogehege als Äquivalent zum Bühnenraum. Inspiriert von Luis Buñuels „Gespenst der Freiheit“ beleuchtet die Inszenierung die Absurdität gesellschaftlicher Konventionen. Das Telefon als Symbol der modernen Kommunikation erscheint hier als ein Relikt aus der zivilisierten Welt. Und unter den Augen des Zuschauers verlieren Lucy und Ben zunehmend die Contenance.
The zoo enclosure as an equivalent to the stage area. Inspired by Luis Buñuel’s „The Phantom of Liberty“, the production sheds light on the absurdity of social conventions. The telephone as a symbol of modern communication appears here as a relic of the civilized world. And under the eyes of the audience, Lucy and Ben are increasingly losing their composure.
Lucy: Kerstin Pettersson
Ben: Ingo Walikowski
Regie: Franziska Seeberg
Musikalische Leitung: Daniel Linton-France
Ausstattung: Alrune Sera
Dramaturgie: Aud Merkel
Fotos: Benjamin Krieg
„Die Kammeroper wird in einem Bühnenraum inszeniert, der sich als Tierkäfig entpuppt, durch die das Publikum das Treiben betrachtet. Dieser zunächst verblüffende Ansatz erweist sich aber im Laufe der Inszenierung als außerordentlich funktionsfähig. Denn alle Figuren sind isoliert, emotional geschädigt, verkrüppelt, in ihren menschlichen Verhaltensweisen gestört, auf tierisches Niveau reduziert. (…) In den turbulent-komischen, tierisch gestylten Szenen ist jede Geste, jede mimische Nuance sorgfältig gesetzt.(…) Da zudem mit Pettersson und Wasikowski zwei gleich starke spielende und singende Kaliber im Käfig stehen, ist an/erregendes Theater garantiert.“
(Volksstimmer Halberstadt, 2.2.2006)
„Bald wird es deutlich, dass man sich vor dem Terrarium in einem Menschenzoo befindet. Kerstin Pettersson und Ingo Wasikowski als Lucy und Ben kriechen wie Leguane aufeinander zu, bevor Ben mit seinem ersten rezitativischen Versuch beginnt, seiner Angebeteten einen Heiratsantrag zu machen. (…) Er umkreist und beschnüffelt sie, er betatscht und ergreift sie. Natürlich, auch alle weiteren Versuche, den Heiratsantrag loszuwerden, scheitern durch weitere Anrufe. (…) So hat Franziska Seeberg einen rasanten und amüsanten Abend inszeniert.“
(Volksstimme Halberstadt, 31.1.2006)
„Doch die Inszenierung von Franziska Seeberg verunsichert im besten Sinne. Wesentlichen Anteil daran hat die Ausstattung von Alrune Sera, die den Zuschauer in ein überdimensioniertes Terrarium schauen lässt, in dem sich die Helden tummeln, schnüffeln, animalisch fressen, was per Futterluke reinrutscht oder wie ein geschundener Hund durch die Hofklappe verschwinden. Der Besucher-Trieb zum Voyeurismus wird bestens bedient.“
(Uwe Kraus, Halberstadt)